Die Geschichte
Kind der Südtiroler Berge
Der Haflinger ist ein waschechter Südtiroler. Die hufeisenförmige Landschaft zwischen Etsch und Eisack mit ihren ausgedehnten Hochplateaus, deren endlose Wiesen und anmutigen duftende Lärchenwälder für ausgiebige Reitwanderungen geradezu geschaffen sind, steht Pate für den sympathischen Haflinger, dem wohl kaum ein Wanderer auf dem Tschöggelberg nicht schon mehrmals begegnet ist.
Stammvater Folie
Die Liebe zu unseren Haflingern hat eine längere Tradition, als man vielleicht glauben möchte. Das Tier, mit dem alles seinen Anfang nahm, kam 1874 mit dem Namen „249 Folie“ auf einem Hof in Schluderns zur Welt und vereinte in sich die gewünschten Zuchtziele an ein „geländetaugliches Kleinpferd“, das sich in den alpinen Kriegsgebieten bewähren sollte.
„Der Haflinger ist ein kleines, 150 bis 160 cm hohes Gebirgstragtier, kurz, breit, über viel Boden. Er ist sehr willig und arbeitsfreudig, ohne sich vom Reiter in der Wahl des günstigsten Weges und in der Einteilung der notwendig erscheinenden Ruhe behindern zu lassen“ – so eine erste originelle Beschreibung des Haflingers aus dem späten 19. Jahrhundert in einem Bericht an das K. u. K Ackerbauministerium. Die staatliche Zentralstelle im fernen Wien bezeugte, wie auch das Militär, erhebliches Interesse an der Züchtung gebirgstauglicher Kleinpferde.
Harte Arbeit, aber auch Vergnügen!
Mit öffentlichen Subventionen organisierte und förderte man somit alsbald einen geregelten Zuchtbetrieb. Die erste Pferdezuchtgenossenschaft wurde in Mölten bereits im Jahr 1904 gegründet, und aus der damaligen Zeit sind bis heute akribisch genau geführte Hengst- und Stutengrundbücher erhalten, die die „Familienverhältnisse“ bestens nachvollziehbar machen. Bereits um 1900 waren die großen Vorzüge des Haflingers weitläufig bekannt und die Tiere bewährten sich bei schwerer Arbeit wie auch als Reittier. Das erste der heute so beliebten Haflinger Bauerngalopprennen fand bereits am Ostermontag im Jahr 1896 statt. Übrigens: Bis heute ist dieses bunte und traditionsreiche Reitereignis, das auf dem Meraner Pferderennplatz stattfindet, zwei Mal pro Jahr Publikumsmagnet für Einheimische wie Touristen.
Zwischen Krisen und Erfolgen
Die Menschen wussten damals offensichtlich schon sehr gut, was sie am Haflinger hatten, und sie erkannten, dass nur eine gemeinsam organisierte Zucht nach vorgegebenen Regeln langfristig Bestand haben konnte. In dieser Zeit entstand auch das Haflinger Brandzeichen, mit dem zuchttaugliche Pferde gekennzeichnet wurden. Die mehr als hundertjährige Geschichte der Haflinger berichtet von schweren Zeiten, Kriegen aber auch wunderbaren Zuchterfolgen und der Arbeit vieler idealistischer Bauern, die es in einer sich verändernden Welt an ihrer Liebe zum Pferd als wichtige Hilfe bei schweren Arbeiten und als gutmütiger und geselliger Zeitgenosse nie haben mangeln lassen.
Ein echter Sportsfreund
Die größte Veränderung wird sicher im bäuerlichen Leben sichtbar. Waren die Haflinger bis in die 1950er und sogar 1960er Jahre für die Arbeit und für die Fortbewegung in den Bergen unerlässlich, so hielt doch die Mechanisierung unaufhaltsam Einzug. Die Pferde aber sind Gott sei Dank geblieben. Heute erfreuen sich die Haflinger als Sport- und Freizeitpferd, das in über 60 Ländern auf allen Kontinenten begeisterte Anhänger hat, größter Beliebtheit. Der Haflinger ist und bleibt ein verlässlicher Freund, der sich im sportlichen Wettkampf auszeichnet und durch seinen vorzüglichen Charakter und seine Anhänglichkeit und Ausdauer besticht.